In West Bengalen (dem ostindischen Bundesstaat aus dem mein Mann stammt) ist das Mittagessen keine spontane Angelegenheit sondern eine wohl choreografierte Abfolge an Gerichten und Geschmacksrichtungen.
Dabei ist es undenkbar, das eine Mahlzeit aus nur einem Gericht besteht. Auch werden die verschiedenen Gerichte nie zusammen gegessen, sondern immer nacheinander, so das sich die subtilen Aromen der bengalischen Küche nicht vermischen. Zusammengehalten wird alles von einer großzügigen Portion Gobindobhog Reis. Meine Schwiegermutter isst meistens als Letzte, da sie so beschäftigt damit ist uns ein Gericht nach dem Andren zu reichen (die Feministin in mir regt das immer furchtbar auf, aber ich glaube das es ihr wirklich nichts ausmacht).
Am Anfang einer bengalischen Mahlzeit gibt es immer etwas Bitteres um den Appetit anzuregen und die Verdauungssäfte ins Fließen zu bringen (oft in Form von Bittergurken oder Neem Blättern). Darauf folgt etwas Gebratenes, ein Dal, ein oder mehreren Gemüsegerichten und danach isst man Fisch oder manchmal auch Fleisch. Zum Abschluss der Mahlzeit gibt es immer etwas Süßes, aber nicht in Form eines Desserts, sondern meistens gibt es ein Löffelchen würzig süßes Chutney, das man elegant mit den Fingern vom Teller schleckt. Danach ist man satt, glücklich und, wenn Wochenende ist, folgt jetzt ein ausgedehnter Mittagsschlaf.
Auch wenn heutzutage die Traditionen ein bisschen verblassen und nicht mehr ganz so viele Gerichte gekocht werden, ist die klare Reihenfolge an Gerichten und Geschmacksrichtungen eine wichtige (und sehr schöne) Eigenschaft der bengalischen Küche und ein entscheidender Unterschied zu anderen indischen Küchen (was man in einem indischen Restaurant in Deutschland bekommt, ist übrigens meistens eine schlechte Variante der punjabischen Küche).
Meine Schwiegermutter ist ein Schleckermäulchen und so freut sie sich immer am meisten auf das süße Chutney und das nachfolgende Rezept basiert auf ihrem Tomaten Chutney. Traditionellerweise wird es mit Datteln gekocht und ist eher leicht flüssig. Ich persönlich bevorzuge es in Form einer Tomaten Marmelade, da diese sich länger hält und die etwas festere Textur mehr Anwendungsmöglichkeiten bietet. Wir essen es auch in Sandwiches, als Dip oder zusammen mit etwas Käse. Es ist süß, leicht scharf und gewürzt mit dem sensationellen bengalischen Fünfgewürz Panch Phoran.
Die Gewürzmischung Panch Phoran ist einen eigenen Blogpost wert und deswegen will ich hier gar nicht mehr dazu sagen. Außer – vertraut mir und kauft ein Päckchen, es ist sein Geld wert! Ihr bekommt es in den meisten Asialäden oder online, auch viele Gewürzhändler bieten es mittlerweile an. Und keine Sorge, es ist keine Eintagsfliege und kann für viele Gerichte verwendet werden, ich werde in Zukunft auch noch mehr Rezepte damit posten.
Bengalische Tomaten Marmelade
Für 3 - 4 Gläser.
Zutaten
1,5 kg Tomaten
600 Gramm Gelierzucker 2:1
3 TL fein geriebenen Ingwer
1 EL Chilipulver
2 EL Panch Phoran
1 TL Salz
60 ml Apfelessig oder Zitronensaft
Anweisungen
Die Tomaten waschen und grob würfeln.
Die Tomaten, Salz und den Gelierzucker in einen Topf geben und zum Kochen bringen. Bei mittlerer Hitze ca. 10 - 15 Minuten köcheln.
Währenddessen eine kleine Pfanne erhitzen und das Panch Phoran Gewürz anrösten bis die Gewürze aromatisch riechen. Sofort aus der heißen Pfanne geben, damit diese nicht verbrennen.
Panch Phoran, Chillipulver, geriebenen Ingwer und Essig zur Tomatenmischung geben. Man sollte die Marmelade an diesem Punkt einmal abschmecken ob die Essigmenge und Chillimenge ausreichen und eventuell noch etwas hinzufügen. Aufkochen und 5 Minuten sprudelnd kochen lassen.
In sterilisierte Gläser füllen, zuschrauben und noch heiß umdrehen und auf den Deckel stellen.
Notizen
Man kann die Marmelade auch ohne Pektin herstellen, da Tomaten bereits recht viel Pektin enthalten. Dazu muss man das ganze ca. 1 Stunde köcheln lassen bis es von alleine dick wird.
Mir persönlich ist das zu langwierig, deshalb bevorzuge ich die Version mit Pektin.
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