Meine Schwiegereltern leben in einem sonnendurchfluteten Haus in einer gemütlichen Kleinstadt in der Nähe von Kalkutta. Wann immer wir sie dort besuchen legt sich meine Schwiegermutter mächtig ins Zeug um uns mit den allerfeinsten Köstlichkeiten zu bekochen. Es gibt lokale Gemüsespezialitäten, Enteneier, kleine und große Fische und kein Besuch vergeht ohne mein Lieblingsgericht Chingri Malai Curry (Garnelen in Kokosnusssoße). So vergehen die Tage mit gutem Essen, Verwandtenbesuchen, kurzen Ausflügen ins Städtchen und ausgedehnten Nachmittagsschläfchen. Zwischendrinn zücke ich immer wieder mein Notizbuch um mir Rezepte und Ideen aufzuschreiben. Eines der essentiellsten und gleichzeitig einfachsten Rezepte, daß ich von meiner Schwiegermutter gelernt habe ist das für ihr Garam Masala.
Garam Masala ist eine Gewürzmischung, die in den verschiedenen Regionen Indiens ganz unterschiedlich zubereitet wird, gemeinsam ist aber allen, das Garam Masala, im Gegensatz zu anderen Gewürzen, dem Gericht meistens erst am Ende der Kochzeit hinzugefügt wird. Die bengalische Küche geht insgesamt sparsamer und feiner mit Gewürzen um und so besteht das traditionelle bengalische Garam Masala meistens nur aus Zimt, Kardamom und Nelken. Meine Schwiegermutter verwendet nur Zimt und Kardamom und anstelle die Gewürze in einer Pfanne anzurösten legt sie diese für einen Tag in die Sonne.
In Indien spielt die reichlich vorhandene Sonne eine nicht unerhebliche Rolle in der Zubereitung von Lebensmitteln. In Bergregionen wie Kashmir wird oft Gemüse und Obst in der Sonne getrocknet um es für den Winter haltbar zu machen. Achaars (eine Art eingelegtes Gemüse) werden in der Sonne fermentiert und Papadums (knusprige Fladen) wurden traditionelllerweise immer in der Sonne gertrocknet. Oft wird gesagt das die Sonnenstrahlen den Gerichten einen ganz besonderen Geschmack geben und die Romantikerin in mir glaubt es gerne das die eingefangenen Sonnenstrahlen das Essen mit besonderer Schamckhaftigkeit aufladen.
Das Garam Masala meiner Schwiegermuter ist wunderbar süßlich aromatisch und sehr universell verwendbar. Es passt natürlich zu bengalischen Gerichten, aber verleiht auch geröstetem Gemüse, Reisgerichten oder Linsen einen exotischen Geschmack. Ein 1/4 bis 1/2 Teelöffel am Schluß dazugegeben oder über das Gericht gestreut sind vollkommen ausreichend. Wenn es bei euch gerade regnet oder Winter ist kann man es auch klassisch in der Pfanne anrösten. Ihr findet beide Varianten unten im Rezept.
Sonnengeröstetes Garam Masala
Ein schnell gemachtes Garam Masala. Es passt gut zu Linsen, Gemüse- und Reisgerichten.
Zutaten
- 25 Gramm Zimtrinde (Cassia)
- 20 Gramm grüne Kardamomschoten
Anweisungen
In der Sonne:
Legt die Gewürze an einem heißen Sommertag für mehrere Stunden in die pralle Sonne. Am Abend holt ihr die Gewürze hinein und mahlt sie dann komplett mit Schale in einer elektrischen Kaffeemühle oder einem kleinen Mixer zu einem Pulver. Wenn die Zimtstücke sehr groß sind muß man sie eventuell davor in kleinere Stücke brechen. Dann durch ein Sieb geben um eventuelle Schalenreste und größere Stücke auszusieben.
Wenn ihr das Garam Masala im Mörser zerkleinern wollt solltet ihr davor die Kardamomsamen aus der Kapsel entfernen.
In der Pfanne:
Erhitzt eine Pfanne bei mittlerer Hitze und gebt dann die Gewürze hinein. Lasst diese unter ständigem Rühren solange anrösten bis sie aromatisch riechen (ca. 3 - 4 Minuten). Dann verfahrt ihr wie oben beschrieben.
Notizen
Ich verwende diesen Mixer zum Mahlen von Gewürzen, es geht aber auch eine kleine elektrische Kaffeemühle oder ihr zerkleinert die Gewürze per Hand im Mörser. Ihr benötigt Cassia Zimtrinde für dieses Rezept und nicht die in Deutschland üblichen gerollten Zimtstangen. In der indischen Küche wird grundsätzlich Cassia Zimt verwendet und dieser passt geschmacklich auch wesentlich besser zu salzigen Gerichten. Ihr könnt die Cassia Zimtrinde in jedem Asialaden finden, bei Amazon gibt es sie z.Bsp hier
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