Wenn ich an Kartoffelsalat denke muss ich immer an Weihnachten denken, da dies die stärkste Erinnerung ist, die ich daran habe. Wie in vielen anderen Familien war er unser traditionelles Essen am Heiligabend, dazu gab es Karpfen, Forelle und Goldbarschfilet. Da wir eine große Familie sind mussten immer drei Sorten Fisch gebraten werden, damit jeder glücklich wurde. Nur beim Kartoffelsalat waren wir uns einig. Meine Großmutter machte ihn Jahr für Jahr und neben den klassischen Zwiebeln und Essiggurken waren darin auch noch Äpfel, Schnittlauch, eingelegter Hering, Kabanossi und Eier zu finden. Alles in allem eine ziemlich wilde Mischung, die sich aber mühelos zu einem fantatstischen Ganzen zusammenfügte. Ich liebte ihn in seiner ganzen Verrücktheit. Oma sagte immer, das es ein Berliner Kartoffelsalat sei und so glaubte ich für den größten Teil meines Lebens, das die Berliner einen vollkommenen ausgeflippten Kartoffelsalat zubereiten.
Das ist natürlich Kokolores, Kartoffelsalat ist ein Arme-Leute-Essen, das traditionellerweise an Heiligabend gegessen wird, da Weihnachten ein christlicher Fastentag ist und das Essen einfach und vegetarisch sein sollte. Fisch (oder auch die vielerorts traditionellen Würstchen) passen da natürlich auch nicht wirklich, aber so ist das mit den Traditionen, sie geben uns ein Gefühl von Wohlsein und Zugehörigkeit, aber oft wissen wir gar nicht so recht wo sie herkommen. Es gibt aber tatsächlich einen Berliner Kartoffel Salat, dieser ist aber wesentlich simpler, muss aber die Basis für das Rezept meiner Oma gewesen sein.
In der Nachkriegszeit, als meine Mutter noch ein Kind war, waren meine Großeltern relativ arm. Kartoffelsalat gab es schon damals am Heiligabend, aber er war ziemlich einfach. Mit dem Wachstum der deutschen Wirtschaft entwickelte sich dann auch Omas Kartoffelsalat. Es kamen immer neue Zutaten hinzu und es ging auf einmal nicht mehr nur darum die Familie so gut wie möglich durchzubringen, sondern mit Zutaten und Zubereitungsmethoden konnte gespielt werden. So wurde das Kochen die große Leidenschaft meiner Oma. In meiner Kindheit habe ich mich nie um das Wie und Warum ihrer weltbewegend guten Küche geschert, heute bereue ich es das wir uns nicht mehr über Kartoffelsalat unterhalten haben.
Da ich mittlerweile in Indien lebe und viele mir vertraute Zutaten nicht bekommen, habe ich den Kartoffelsalat ganz im Sinne meiner Oma einfach an meine Lebensumstände angepasst. Die Eier sind noch da, aber jetzt findet man darin auch noch Koriander (der passt fast immer), Kurkuma (für die Farbe) und Sprossen. Karoffeln und Sprossen sind ein absolutes Traumpaar und mein schlauer Mann betont noch dazu immer wie gesund sie doch sind. Er schmeckt nicht wie unser Weihnachtssalat, aber er ist so gut das ich ihn die letzten 5 Tage zum Mittagessen gegessen habe!
Für die Sprossen müsst ihr 1 – 2 Tage vorher starten. Lasst euch davon aber nicht entmutigen, es ist super einfach und fühlt sich ein kleines bisschen an wie sein eigenes Gemüse anzubauen. Ich erkläre euch genau wie man es macht.
Ich habe ausserdem nicht nur die Zutaten des Salats geändert, sondern auch mit der Zubereitungsweise herumgespielt und festgestellt das, wenn ich den Salat als Hauptmahlzeit esse, es mir viel besser schmeckt die noch warmen Kartoffeln mit den anderen Zutaten zu schichten und das Dressing erst vor dem Servieren darüber zu geben. Wenn ich ihn als Beilage esse, finde ich aber nach wie vor die traditionelle Methode des Mischens und Durchziehenlassens besser.
Kartoffel Sprossen Salat
Für 2 - 3 als Hauptmahlzeit.
Zutaten
Sprossen
- Eine Hand voll ganze Mungbohnen und/oder Kichererbsen (schwarz oder weiß)
Salat
- 500 Gramm festkochende Kartoffeln
- 5 Essiggurken
- 1 Zwiebel
- 1 Apfel
- 1 kleiner Bund Koriander
- 2 Handvoll Sprossen
- 3 Eier
Dressing
- 3 EL Oliven Öl
- 1/2 - 1 EL Apfelessig
- 1 EL Senf
- 2 EL Gurkenwasser von den Essiggurken
- 1 TL Salz (eventuell mehr)
- 1 TL Zucker (oder Honig)
- 1 TL Kurkuma Pulver
Anweisungen
Sprossen
Die Linsen/Kichererbsen für 8 Stunden oder über Nacht in reichlich Wasser einweichen. Das Wasser abgiessen und die Linsen/Kichererbsen abbrausen. Ein sauberes Küchenhandtuch in Wasser tauchen und auswringen. EIn Sieb mit dem feuchten Tuch auslegen. Die abgetropften Linsen/Kichererbsen in das Tuch legen und die Tuchzipfel darüberschlagen. An einem relativ warmen Ort stehen lassen, immer wieder mal überprüfen ob das Tuch und die Sprossen noch feucht sind. Sprossen brauchen ein feuchwarmes Klima um wachsen zu können. In Indien sind meine Sprossen in ca. 10 Stunden fertig, in einem kühleren Klima dauert es etwas länger. Es ist dabei unwichtig wie viel die Sprossen wachsen, die Linsen/Kichererbsen sind essbar sobald sie ausreichend eingeweicht wurden. Auch sehr kleine Sprossen haben einen erhöhten Nührwert. Wenn man die Sprossen für fertig befindet, in einem geschlossenen Container im Kühlschrank lagern. Sie wachsen dort noch ganz langsam weiter und bleiben für ca. 1 Woche frisch.
Kartoffel Sprossen Salat
Die Kartoffel in reichlich gesalzenem Wasser gar kochen. In einem anderen Topf die Eier kochen.
Während die Kartoffeln und Eier auf dem Herd stehen, die Zwiebel, Gurken und den Apfel kleinschneiden (man könnte ihn schälen, ist mir aber zuviel Arbeit). Den Koriander kleinschneiden (Blätter und Stengel, es schmeckt beides). Alle Zutaten für das Dressing in ein Schraubglas geben und kräftig schütteln bis es emulgiert.
Die fertigen Eier schälen.
Wenn die Kartoffeln fertig sind, dies abgiessen und solange warten bis sie kühl genug sind das du sie anfassen kannst. Schälen und in Scheiben schneiden (oder welche Form auch immer du hübsch findest). Alle Zutaten in einer Schale oder einem großen Teller schichten und das Dressing darüber geben. Entweder sofort geniessen oder alles einmal richtig durchmischen und für mehrere Stunden durchziehen lassen.
Vor dem Essen die Eier halbieren und darauf platzieren.
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