In unserem Hintergarten steht ein großer Mangobaum, der alle paar Jahre Früchte trägt. Da wir in ungleicher Konkurrenz mit den Affen stehen, habe ich noch nie eine reife Mango davon erwischt, aber man hat eine gute Chance ihnen zuvorzukommen wenn man die sauren, unreife Früchte pflückt. In Indien wird die Mango (ähnlich der Jackfrucht) in verschiedenen Reifestadien geerntet und entsprechend in herzhaften Gerichten oder als süße Frucht genossen. Es gibt eine ganze Reihe Verwendungsmöglichkeiten für unreife Mangos, sie werden getrocknet und zu Pulver gemahlen (Amchur Pulver), zu einem säuerlichen Sommergetränk verarbeitet (Aam Panna), mit Chillipulver bestreut zum Bierchen gesnackt oder sonnengetrocknet und dann mit Gewürzen und Öl eingelegt und für viele Monate haltbar gemacht.
Mir ist natürlich klar das die meisten meiner Leser keinen Mangobaum im Hintergarten stehen haben und sich fragen was sie mit einem Rezept für eingelegte Mangos anfangen können. Auch in Indien, wo es Mangos im Überfluss gibt, ist es mittlerweile vielen Menschen zu aufwendig Mangos selber einzulegen, wo es doch eine Vielzahl kommerziell hergestellter Chutneys und Pickles gibt. Auch ich hatte zunächst eigentlich keine Lust kiloweise Mango zu schneiden und weiterzuverarbeiten, aber unser Gärtner zwang mich geradezu dazu. Zunächst stellte er mehrere Säcke mit grünen Mangos vor unsere Tür, dann brachte er seine Frau Devi vorbei um mir zu zeigen wie es geht und zu guter Letzt drückte er uns ein Glässchen eingelegte Mangos vom Vorjahr in die Hand um uns probieren zu lassen. Nachdem mein Mann und ich den ersten Löffel getestet hatten, waren wir vollkommen verblüfft wie unglaublich gut es schmeckte – die Mangos waren noch leicht säuerlich, aber vor allem unglaublich aromatisch, herzhaft und die Textur fast schon fleischig. Es erschien magisch wie die sauren Früchte sich in diese kleinen Umami Bomben verwandelt hatten. Ich war auf einmal sehr wohl bereit mein Wochenende mit dem Schneiden und Trocknen von Mangos zu verbringen.
Mein Mann erinnerte sich daran das seine Großmutter früher Mangos eingelegt hatte, aber in der Generation seiner Eltern wurde bereits vielfach auf kommerziell hergestellte Produkte zurückgegriffen und viele traditionellen Rezepte nicht mehr verwendet. Seit seiner Kindheit hatte er nichts Vergleichbares gegessen und war vollkommen begeistert vom überragenden Geschmack der selbsteingelegten Mangos. Und ich fragte mich einmal mehr wieviel Geschmack wir wohl durch die Industrialisierung unserer Ernährung bereits verloren haben ?
In der Familie unseres Gärtners ist das traditionelle Wissen um das Einlegen der Mangos erhalten geblieben, da diese für die ärmeren Bevölkerungsschichten eine günstige Aufwertung des einfachen Speiseplans darstellen. Mangos lassen sich im Sommer immer irgendwo umsonst pflücken und wenn man etwas Geld in Öl und Gewürze investieren kann, hat man einen Vorrat der das ganze Jahr über reicht. Ein paar Stücke Mangos mit Rotis und Zwiebeln und man hat eine einfache aber zufriedenstellende Mahlzeit.
Wenn man jetzt keinen Mangobaum im Hinterhof hat, hilft einem das Rezept natürlich immer noch nicht, aber grundsätzlich funktioniert es auch mit anderen Gemüsearten und ich werde darüber später noch mehr berichten. Bis dahin kann ich euch vielleicht etwas inspirieren und ihr bekommt Lust selber nach alten Rezepten zu suchen und etwas einzulegen.
Eingelegte grüne Mangos
Im Rezept findet ihr 2 Varianten für die Gewürzmischung, bitte wählt eine aus. Beide sind köstlich und da in Indien jede Familie ihr eigenes Rezept hat, gibt es wahrscheinlich noch einmal 1 Millionen Varianten. Die beiden Rezepte hier habe ich von Devi, der wunderbaren Frau unseres Gärtners Jadav gelernt.
Zutaten
Mangos
- 2,5 kg junge, unreife Mangos
- 2 TL Salz
- 1 TL Kurkuma Pulver
Gewürzmischung 1
- 30 Gramm Fenchel Samen
- 40 Gramm Bockshornklee Samen
- 20 Gramm Ajowan Samen
- 12 Nelken
- 14 Gramm Kurkuma Pulver
- 3 Gramm Chilipulver
- 40 Gramm Salz
- 120 ml Senföl
Gewürzmischung 2
- 15 Gramm Bockshornklee Samen
- 15 Gramm Fenchel Samen
- 5 Gramm Ajowan Samen
- 20 Gramm Koriander Samen, gemahlen
- 8 Gramm Kurkuma Pulver
- 7 Gramm Chilipulver
- 12 Gramm Garam Masala, Pulver
- 40 Gramm Salz
- 120 ml Senföl
Man benötigt zusätzlich nochmal ca 1/2 L Senföl um die Mangos am Schluß mit Öl zu übergießen. Diese Menge kann unterschiedlich sein, je nach verwendetem Gefäß.
Anweisungen
Die Mangos mit Schale gut waschen und vollkommen trocknen lassen. Die jungen Mangos mit einem scharfen Messer komplett halbieren und dann in Viertel schneiden (der junge Kern ist noch weich genug, so das man ihn einfach mit durchschneiden kann). Das Innere des Kerns entfernen (das ist der Teil der einfach herausfällt). Der Teil des Kerns der fest mit dem Fruchtfleisch verbunden ist bleibt drinnen.
Die Mangosdem mit Salz und Kurkumapulver einreiben und auf einem Tuch in die pralle Sonne legen. Alternativ kann man sie auch im Backofen oder einem Dehydrator trocknen (bei 50 - 60 Grad). Ich habe sie 1, 5 Tage in der Sonne gehabt (über Nacht holt man sie wieder hinein). Sie müssen nicht staubtrocken sein, sondern sollen sich noch biegen lassen, die Schale verfärbt sich dabei etwas bräunlich. Grundsätzlich dient das Trocknen dazu die Haltbarkeit zu verbessern.
Die Gewürze abwiegen und miteinander vermischen, das Senföl leicht erwärmen und über die Gewürze giessen, gut vermischen. Wenn die Gewürzmischung abgekühlt ist gleichmässig über die Mangos geben und mit sauberen Händen oder einem großen Löffel so verteilen, bis alle Mangos mit der Paste bedeckt sind.
Ein großes Glas mit kochend heissem Wasser auswaschen und vollkommen trocknen lassen. Die Mangos einfüllen, das Glas mit einem Tuch und Gummi verschliessen und nocheinmal 2 Tage in die Sonne stellen. Dies dient dazu das Ganze in der Sonne zu "kochen" damit die Gewürze richtig durchziehen. Ein paar Stunden bei 60 Grad im Backofen sollte den gleichen Effekt haben.
Zum Schluß die Mangos mit Senföl (welches zuvor leicht erwärmt und dann wieder abgekühlt wurde) übergiessen, so daß sie komplett mit Öl bedeckt sind. Die Gläser mit dem normalen Deckel verschliessen und zum Reifen an einen dunklen Platz stellen.
Man kann bereits nach einer Woche die ersten Mangos essen, ich finde aber das sie noch besser schmecken wenn man es noch etwas länger stehen lässt.
Notizen
Um eine lange Haltbarkeit zu gewähren, sollte man möglichst sauber arbeiten - alle Utensilien gut waschen, mit sauberen Händen arbeiten, etc.
Das hocharomatische Öl, in dem die Mangos eingelegt sind, sollte man umbedingt weiterverwenden. Man kann es für Salate nehmen, Kartoffeln oder Gemüse darin braten oder ein Löffelchen über Reis oder gekochtes Gemüse tröpfeln um es damit zu aromatisieren.
Sonja Kuehn says
Danke für das gute Rezept, ich habe das gleiche Problem mit den Affen(lebe auf Sri Lanka).
herzliche Grüße, Sonja
Beatrix Basu says
Liebe Grüße nach Sri Lanka!
ks says
ich bin begeistert von der darstellung der rezepte.
vielen dank, da alles klar nachvollziehbar ist.
und ich habe dass gefunden, was ich schon lange, lange gesucht habe.
nochmals danke
ihr klaus schiller